Zum Jahresende wird Geschäftsführer Dieter Heuermann (65) die Geschicke der Kreishandwerkerschaft Aurich-Emden-Norden in neue Hände übergeben. Ein Rückblick und ein Einblick.

Zum Jahresende wird Geschäftsführer Dieter Heuermann (65) die Geschicke der Kreishandwerkerschaft Aurich-Emden-Norden in neue Hände übergeben. Ein Rückblick und ein Einblick.
Bild: 20 Jahre leitete Dieter Heuermann die Kreishandwerkerschaft Aurich-Emden-Norden in der Straße des Handwerks 2 in Aurich.

Zum Jahresende wird Geschäftsführer Dieter Heuermann (65) die Geschicke der Kreishandwerkerschaft Aurich-Emden-Norden in neue Hände übergeben.  Ein Rückblick und ein Einblick.

Ostfriesland. Ein Urgestein im Handwerk verlässt nach 37-jähriger Tätigkeit seinen Posten. Dieter Heuermann aus Hage trat am 1. September 1983 im Alter von 28 Jahren (geboren 18.03.55, Aurich) sein Amt als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Norden (KH) an. Kurz nach seinem Studienabschluss als diplomierter Sozialwirt in Göttingen verschlug es ihn der Liebe halber wieder zurück an die Küste. Damals übernahm er die Norder Interessenvertretung für das Handwerk mit 350 Innungsmitgliedern. Weitere ostfriesische Kreishandwerkerschaften waren in die Bezirke Aurich-Emden, Leer sowie Wittmund aufgeteilt.

 

Mit der Fusionierung der KH Aurich-Emden und Norden zum 1. Januar 2000 trat Heuermann die Nachfolge von Geschäftsführer Ernst Kiehne an, der in den Ruhestand wechselte. Damals stand er 35 Innungen mit rund 1.200 Mitgliedern vor. Heute sind es 18 (teils fusionierte) Innungen und rund 900 Betriebe sowie eine Ortshandwerkerschaft auf Borkum. Die rückläufigen Mitgliederzahlen macht der Hager an dem Strukturwandel im Handwerk seit den 80er Jahren fest. „Damals gab es wenige Aufträge für die Betriebe. Die Arbeitslosenzahlen waren hoch. Und einiges wurde von industrieller Fertigung verdrängt“, erzählt der Geschäftsführer. Besonders das Lebensmittelhandwerk wie Bäcker, Fleischer und Konditoren wären von dieser Entwicklung unter Druck geraten. „Ihre Zahl nahm dramatisch ab. Heute prägen wenige große Betriebe mit vielen Filialen das Bild“, berichtet Heuermann weiter. Auch Berufe wie Schuhmacher oder Steinmetz, die mittlerweile zu den Exoten zählen,  sind aus der regionalen Innungsarbeit über die Zeit weggefallen.

 

Hinzu komme, dass es immer schwieriger werde, Betriebsinhaber von einer Mitgliedschaft zu überzeugen. „Früher war es selbstverständlich, beizutreten. Heute sind weniger bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren.“ Diesem Trend könne nur mit einem überzeugenden Angebot an Dienstleistungen begegnet werden, ist der Sozialwirt überzeugt. Gemeinsam mit seinem achtköpfigen Team konnte er über die Jahre die eigenständige Beratungsleistung in rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialpolitischen oder fachlichen Auskünften ausbauen. Dabei habe ihn sein umfangreiches Wissen im Arbeitsrecht den Rücken gestärkt. Auch die Vernetzung innerhalb der Verbandsebenen wurde ausgebaut. „Wir können für alle gewerkeübergreifende Fragestellungen Informationen einholen. Darin liegen unsere Stärken“, resümiert der 65-Jährige, der sich selbst als Problemlöser und Strippenzieher im Hintergrund sieht. „Die große Bühne überlasse ich den Obermeistern, so wie es sich gehört.“

 

Besonders in der derzeitigen Krise hätten sich die Angebote und Strukturen bewährt. Die Kreishandwerkerschaft und die Obermeister konnten ihre Mitglieder mit schnellen Informationen zu finanziellen Hilfen, Förderungen sowie aktuellen Corona-Regelungen versorgen. Auch auf politischer Ebene wären die Obermeister ihrem Auftrag nachgekommen, auf Landes- und Bundesebene Lobbyarbeit zu betreiben. Die Konditoren und Bäcker verschafften sich beispielsweise bei der Regierung Gehör, um auf die Situationen der Betriebe hinzuweisen, die ihre Cafés schließen mussten. Sie wurden in finanziellen Förderungen einbezogen. „Auch bei den Friseur-Innungen war ein großer Zusammenhalt zu spüren“, so Heuermann. Gemeinsam hätten sich die Obermeister und deren Mitglieder während der Schließungen organisiert und wären für ihre Belange eingetreten.

 

Sein Nachfolger, Wolfgang Janhsen (Aurich), wird eine gut aufgestellte Kreishandwerkerschaft übernehmen, da ist er sich sicher. „Wir haben hier einen gute Job gemacht und tun es noch“, sprach er einen Dank an sein Team aus, welches in den Geschäftsstellen in Aurich und Norden sitzt. Mit seinem Abschied wird auch das Norder „Haus des Handwerks“ schließen. „Der Zulauf ist dort einfach nicht mehr gegeben“, sagt Heuermann. Große Abschiedsveranstaltungen sind nach den derzeitigen Corona-Bedingungen nicht vorgesehen. Eine Vorstellungstour mit dem „Neuen“ ist noch für Januar geplant. Danach will sich der 65-Jährige seinen Hobbies  widmen: Golfspielen und Gartenarbeit. „Und das eine oder andere Buch muss auch noch gelesen werden!“

Quelle Pressemeldung von  Handwerkskammer für Ostfriesland