Von der Insolvenz der Weser-Metall zur Nordenham Metall GmbH: Glencore gründet neues Unternehmen
Nach mehrmonatigen Verhandlungen sind sich das Land Niedersachsen, der Landkreis Wesermarsch und der Investor Glencore einig über die Zukunft der insolventen Weser-Metall: Auch künftig wird am Standort Nordenham Metall verarbeitet und recycelt. Das von Glencore neu gegründete Unternehmen heißt Nordenham Metall GmbH. „Wir haben lange und intensiv verhandelt, manchmal auch kontrovers diskutiert. Am Ende steht aber ein Ergebnis, das von allen Beteiligten mit voller Überzeugung getragen wird“, so Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies. „In Niedersachsen denken wir Arbeit und Umwelt immer gemeinsam, daher ist dies für mich ein hervorragendes Beispiel einer gelungenen Kooperation für Beschäftigungssicherung und Umweltschutz. Für den Standort in Nordenham bedeuten die vorgesehenen Investitionen eine Sicherung für die Zukunft.“
Dem schließt sich der Landrat des Landkreises Wesermarsch, Thomas Brückmann, an: „Ich freue mich sehr, dass die komplexen Verhandlungen im Ergebnis unter Wahrung aller Interessen positiv zu Ende geführt werden konnten. Die Absicht der neuen Eigentümerin, die Arbeitsplätze zu erhalten, in den Betrieb zu investieren und ihn damit zukunftssicher zu machen, ist nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Wesermarsch ein großartiges Signal. Der Landkreis hat seine Zusage gegeben, das neue Unternehmen am historischen Standort auch weiterhin im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen.“ Für den Investor Glencore sagt Nick Popovic, Leiter der Zink- und Blei-Sparte: „Die erzielte Kooperation ist das gemeinsame Bekenntnis zur Zukunft des Standortes. Nach Übernahme der Weser-Metall in neuer Struktur wollen wir die alte Bleihütte weiterentwickeln und damit unsere Zink- und Bleisparte weiter stärken. Zugleich profitiert der Kreis Wesermarsch vom Erhalt der Arbeitsplätze, von umfangreichen Innovationen und Umweltschutzmaßnahmen.“
Kooperation für Beschäftigungssicherung und Umweltschutz
Zur Übernahme des Geschäftsbetriebs der insolventen Weser-Metall hat Glencore ein neues Recycling-Unternehmen gegründet: die Nordenham Metall GmbH. Der Sanierungstarifvertrag innerhalb des Flächentarifvertrags wird dabei übernommen. Gleichzeitig investiert Glencore am Standort Nordenham einen zweistelligen Millionenbetrag in den Umbau der ehemaligen Bleihütte zu einem modernen Metall-Unternehmen. Die neue Gesellschaft unter dem Dach von Glencore wird auch dafür sorgen, dass die Kosten für die Unterhaltung der stillgelegten Jarositdeponien Rahden und Galing I wie bisher nicht der öffentlichen Hand zur Last fallen.
Ein wichtiger Durchbruch, so Minister Lies: „Ich bin erleichtert, dass an dieser Stelle der Knoten durchgeschlagen werden konnte und es einen tragfähigen Konsens gibt. Die Zusage seitens Glencore, die Kosten für den Unterhalt der stillgelegten Jarositdeponien Rahden und Galing I zu übernehmen und damit die Umwelt zu schützen, hat den entscheidenden Ausschlag gegeben. Ich danke allen Beteiligten für ihr großes Engagement, ihr Durchhaltevermögen und den Willen, den Recycling-Standort Nordenham zu erhalten.“
Alle Arbeitsplätze gerettet
Glencore sichert im Rahmen der Kooperation ebenfalls zu, alle Arbeitsplätze am Standort Nordenham für mindestens drei Jahre zu erhalten und übernimmt für das neu zu gründende Unternehmen inhaltlich den Sanierungstarifvertrag. Diesen hatten Arbeitnehmer, Gewerkschaften und Arbeitgeberverband Nordmetall bereits ausgehandelt. Für die Beschäftigten der Bleihütte ist das die beste Nachricht seit Langem: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ausgang der Verhandlungen“, sagt Cebrail Demir, Betriebsratsvorsitzender von Weser-Metall. „Dass mit Glencore alle Arbeitsplätze erhalten bleiben, ist eine große Erleichterung für uns. Dass der neue Investor darüber hinaus den bereits ausgehandelten Sanierungstarifvertrag übernimmt, ist ein toller Erfolg. Für unser Unternehmen, für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nicht zuletzt auch für unsere Heimat Nordenham.“
Ausgleichszahlungen für Landwirte
Auch die Landwirte, deren Grundstücke in der Umgebung der Weser-Metall-Anlage liegen, können aufatmen. Die Ausgleichszahlungen, die in der Vergangenheit für Nutzungseinschränkungen gewährt wurden, sollen fortgesetzt werden. Glencore wird mit den Landwirten neue Vereinbarungen aushandeln, sodass im Vergleich zu den bisherigen Ausgleichszahlungen keine Nachteile entstehen. Die ersten Gespräche wurden bereits aufgenommen.
Glencore investiert – Startschuss für den Neuanfang
Weiterhin hat Glencore umfangreiche Investitionen zugesagt, um den Umbau der angeschlagenen Bleihütte in den kommenden Jahren voranzutreiben und diese fit für die Zukunft zu machen. Etwa 25 Millionen Euro sollen unter anderem zur umwelttechnischen und wirtschaftlichen Erneuerung des Standortes eingesetzt werden. Koenraad Demesmaeker, Geschäftsführer von Weser-Metall, sieht in dieser Entwicklung großes Potenzial. Denn mit Glencore werde nicht nur ein neuer Name, sondern auch ein „neuer Geist“ einziehen: „Wir werden unsere bisherigen Standards in allen Bereichen deutlich steigern: im Umweltschutz, in der Arbeitssicherheit, in den Bereichen Unternehmens- und Innovationskultur, aber auch in strukturellen wie technologischen Fragen. Wir können nun auf das Know-how von Glencore-Fachleuten in fast allen Bereichen zugreifen. Wir starten einen echten Neuanfang.“
„Wir werden die mehr als einhundertjährige Tradition der Friedrich-August-Hütte an der Unterweser mit dem Potenzial und der Innovationskraft eines der international führenden Rohstoffunternehmen verbinden. Das ist die optimale Lösung für den Standort Nordenham.“, ergänzt Dr. Ulrich Kerney. Der technische Direktor der Weser-Metall wird das neue Unternehmen Nordenham Metall GmbH künftig als Geschäftsführer leiten.
Mit „Grünem Sanierungsfonds“ gegen Umweltbelastungen
Auch über die geplanten Investitionen hinaus übernimmt der neue Investor Verantwortung für das Thema Umweltschutz in Nordenham. Zu diesem Zweck soll ein Fonds über einen Zeitraum von mehreren Jahren mit einem festen Betrag ausgestattet werden, aus dem die Sanierung etwaiger – künftig bekannt werdender – Belastungen aus dem bisherigen Betrieb der Bleihütte finanziert werden kann, die aus einer Zeit vor der Übernahme durch Glencore stammen. Mit diesem „Grünen Sanierungsfonds“ unterstützt Glencore aus eigener Initiative und ohne rechtliche Verpflichtung die Beseitigung von Umweltlasten aus der Vergangenheit und schafft Zukunftssicherheit für den Standort. „Der Umweltschutz war von Anfang an ein wichtiges Thema im Rahmen der Verhandlungen“, fügt Nick Popovic hinzu. „Es ist ein positives Signal an alle Beteiligten, dass es uns nun gelungen ist, eine Kooperation auf den Weg zu bringen, die die Umweltlasten reguliert. Auch in Zukunft vertrauen wir auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen und dem Landkreis Wesermarsch.“
Die Umweltsituation im Umfeld des Werks soll in Zukunft merklich verbessert werden. Dafür sorgen neben der Modernisierung des Standorts regelmäßige Emissionsmessungen in Kooperation mit Land und Landkreis; auch der Zustand von Boden, Luft und Wasser in der Umgebung des Werkes soll permanent kontrolliert werden.
Quelle Pressemeldung von Nds. Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz