Medizinische Fachangestellte: Aufgabenbereiche, Karriere-Möglichkeiten und Gehalt

Medizinische Fachangestellte: Aufgabenbereiche, Karriere-Möglichkeiten und Gehalt

Medizinische Fachangestellte: Aufgabenbereiche, Karriere-Möglichkeiten und Gehalt

Bei jedem Besuch in einer Arztpraxis ist sie der erste Kontakt: die Medizinische Fachangestellte (MFA). In Deutschland ist es der beliebteste Ausbildungsberuf bei Frauen. Vielen sind die älteren Bezeichnungen Arzthelferin oder Sprechstundenhilfe noch geläufig – sie sind inzwischen offiziell überholt. Als Bindeglied zwischen Patient*innen und Ärzt*innen sind MFA unentbehrlich und finden Anstellung quer durch die Republik.

Medizinische Fachangestellte werden und sein: Ausbildung und Aufgabenbereiche

Die duale Ausbildung als Medizinische Fachangestellte (MFA) ist abwechslungsreich und anspruchsvoll. Sie dauert drei Jahre und wird parallel in der Berufsschule und der Arztpraxis absolviert. Um die Ausbildung anzufangen, muss man keinen bestimmten Schulabschluss mitbringen. Die meisten MFA haben einen Realschulabschluss. Rund ein Fünftel hat Abitur und ein weiteres Fünftel keinen Schulabschluss oder einen Hauptschulabschluss. Wichtiger als die schulische Vorbildung sind die persönlichen Kompetenzen. Angehende Azubis müssen mit einem ärztlichen Attest belegen, dass sie für den Beruf geeignet sind.

Zudem führen die meisten Ausbildungsbetriebe wie Arztpraxen, medizinische Labore und Krankenhäuser eigene Eignungstests durch. Dabei wird vor allem geschaut, ob Kandidat*innen gute kommunikative Fähigkeiten, Empathie und Organisationstalent mitbringen. Alle drei Kompetenzen sind für den Arbeitsalltag wichtig und können anders als handfestes Wissen in der Ausbildung zur MFA nur bedingt gelehrt werden. Die Ausbildungsinhalte sind klar definiert und gelten bundesweit, um einen einheitlichen Berufsstandard für ganz Deutschland zu sichern. Sie lassen sich in der Ausbildungsordnung sowie dem Rahmenlehrplan der Berufsschulen nachlesen. Nach der Hälfte der Ausbildungszeit findet eine Zwischenprüfung statt. Am Ende der Ausbildung gibt es eine Abschlussprüfung, zu der ein schriftlicher und ein mündlicher Prüfungsteil gehört.

Wer die MFA-Ausbildung erfolgreich beendet hat, kann in einer Einzel- oder Gemeinschaftspraxis jeglicher Fachrichtung, in einer Klinik oder einem Krankenhaus, in einem Labor oder sogar im Gesundheitsamt Anstellung finden. Je nach Arbeitsort unterscheiden sich die Aufgabenbereiche etwas. Fast 90 Prozent aller MFA sind bei niedergelassenen Ärzt*innen tätig. Der typische Arbeitsalltag in der Arztpraxis enthält viel Patientenkontakt. MFA empfangen und registrieren die Patient*innen und müssen dabei manchmal schnell Entscheidungen treffen: Was meint der Patient, der seine Beschwerden nicht richtig artikulieren kann? Ist die Patientin ein Akutfall oder reicht der nächste freie Termin? Wie lässt sich ein verärgerter Patient beschwichtigen?

Damit die Abläufe in der Arztpraxis reibungslos laufen und alle Patient*innen zügig drankommen, muss die MFA nicht nur die Termine koordinieren und an der Rezeption den Überblick behalten. Sie übernimmt auch zahlreiche Aufgaben im Behandlungszimmer. Dazu zählt neben dem assistieren bei ärztlichen Maßnahmen auch das Versorgen von Wunden, das Anlegen und Wechseln von Verbänden, die Entnahme von Abstrichen und Blut oder das Verabreichen von Spritzen und Impfungen. Darüber hinaus beraten Medizinische Fachangestellte Patient*innen und erkennen, ob jemand weiterreichende Anweisungen oder Hilfe braucht, etwa weil er oder sie unter einer ansteckenden Infektionskrankheit leidet. Auch Hygienemaßnahmen vor und nach der Behandlung sowie das richtige Lagern von medizinischen Hilfsmitteln, Impfstoffen und Arzneimitteln gehören zum Aufgabenbereich der MFA. Außerdem führen Medizinische Fachangestellte die Patientenakten. Der Arbeitsalltag ist also abwechslungsreich. Die Arbeitszeiten sind geregelt und entsprechen den typischen Öffnungszeiten von Arztpraxen. MFA arbeiten besonders häufig in Teilzeit (über 50 Prozent) und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gilt als gut zu organisieren.

Karriere-Möglichkeiten für MFA

Medizinische Fachangestellte sind für die Gesundheitsversorgung in Deutschland unersetzlich. Die Ausbildung ist wichtig, populär und wird bundesweit angeboten. Regional kann es coronabedingt etwas weniger offene Ausbildungsplätze geben, da die Zahl der Ausbildungsverträge im Jahr 2020 gesunken und im Jahr 2021 nur etwas gestiegen ist. Im Verlauf des Jahres 2022 und darüber hinaus dürfte sich der Ausbildungsmarkt wieder entspannen.

Wer sich als fertig ausgebildete MFA im Beruf weiterbilden und seine Karriere fördern möchte, hat mehrere Möglichkeiten. Zum einen kann man sich durch eine Fortbildung spezialisieren, was zum Ausführen zusätzlicher Aufgaben in der Praxis berechtigt. Diese Weiterbildungen finden berufsbegleitend über mehrere Wochen statt (Dauer je nach Weiterbildung etwa 40 bis 120 Stunden). Mögliche Fortbildungen sind beispielsweise Augenheilkundlich-technische Assistenz, Ambulantes Operieren, Ambulante Versorgung älterer Menschen, Dialyse, Ernährungsmedizin, Kardiologie, Onkologie oder Pädiatrie-Prävention für Kinder und Jugendliche.

Wem das nicht reicht, kann auch eine Aufstiegsweiterbildung absolvieren und Fachwirt*in für ambulante medizinische Versorgung werden. Dabei handelt es sich um eine kaufmännische Weiterbildung, mit der man Führungsqualifikationen für das Praxisteam erwirbt und viele Aufgaben in der Praxis eigenverantwortlich und selbstständig übernehmen kann.

Im April und Mai 2022 berichtete das Ärzteblatt mehrfach über die aktuelle Situation für MFA. Demnach leide der Beruf unter mangelnder Wertschätzung und mittelmäßiger Bezahlung, was zur verstärkten Abwanderung von MFA aus Arztpraxen in Krankenhäuser oder sogar in andere Berufe führe.

Gehalt als Medizinische Fachangestellte und MFA in Ausbildung

Für MFA-Azubis gibt es ein Gehalt, das im Tarifvertrag geregelt und deutschlandweit gültig ist. Die Höhe ist gestaffelt und steigt mit jedem Ausbildungsjahr. Ab dem 01.01.2022 verdienen MFA-Azubis im ersten Ausbildungsjahr 900 Euro pro Monat, im zweiten Jahr 965 Euro monatlich und im dritten Ausbildungsjahr 1.035 Euro.

Wer die Ausbildung als Medizinische Fachangestellte ab dem 01.01.2023 beginnt, kann sich über ein höheres MFA-Azubi-Gehalt freuen. Im 1. Jahr beträgt es 920 Euro monatlich, im 2. Jahr sind es 995 Euro pro Monat und im 3. Jahr 1.075 Euro.

Auch das Gehalt für fertig ausgebildete Medizinische Fachangestellte ist bundesweit einheitlich und tarifvertraglich festgelegt. Bei der Berechnung des Gehalts spielen die Jahre, die man bereits im Beruf tätig ist, sowie die eigene Tätigkeitsgruppe (I-VI) eine Rolle. Berufsanfänger*innen in Vollzeit erhalten im Jahr 2022 2.151,05 Euro. Für Berufserfahrene kann das Gehalt bis 4.321,76 Euro steigen. Im Jahr 2023 gibt es eine Gehaltserhöhung.