Energiewende nur mit dem Handwerk möglich

Energiewende nur mit dem Handwerk möglich
Bei der Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg ging es um die schwierige Lage im Energiesektor und die Zukunftschancen des Handwerks. Vizepräsidentin Irene Lammers und Hauptgeschäftsführer Heiko Henke begrüßten als Gastredner Michael Heidkamp (Mitte), Vorstand Markt der EWE AG. Foto: Torsten Heidemann / Handwerkskammer Oldenburg

Energiewende nur mit dem Handwerk möglich

Oldenburg. Für die Wende braucht es Hände: Bei der 198. Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg wurde an diesem Mittwoch deutlich, dass die großen politischen Ziele nur mit dem Handwerk umzusetzen sind. „Ob es darum geht, anzupacken, Klima- und Umweltschutz umzusetzen, für sichere Arbeitsplätze zu sorgen oder Innovationen zu schaffen: Dafür braucht es das Handwerk“, fasste Vizepräsidentin Irene Lammers zusammen. In einem gemeinsamen Bericht mit Hauptgeschäftsführer Henke bezeichnete Lammers das Handwerk als „die vielleicht größte Klimabewegung, die es gibt. Wer das Klima retten will, hat dazu im Handwerk alle Möglichkeiten. Von Beruf Klimaschützer, sozusagen.“

Michael Heidkamp, Vorstand Markt der EWE AG, informierte die Mitglieder der Vollversammlung und die Ehrengäste facettenreich über die schwierige Lage im Energiesektor. „Auch ohne das dramatische Kriegsgeschehen in der Ukraine stand die Energiewirtschaft schon vor enormen Herausforderungen, wie beispielsweise stark volatilen Preisentwicklungen an den Märkten oder den Transformationsanforderungen aus der Wirtschaft in Richtung künftiger Klimaneutralität. Nach Kriegsbeginn erreichten Themen wie Versorgungssicherheit und Lieferfähigkeit eine ganz neue Dimension.“

Weiter machte Heidkamp in seinem Gastreferat deutlich, dass viele der künftigen Aufgaben nur gemeinsam in einem engen Schulterschluss bewältigt werden können. Gerade dem Handwerk komme in Zukunft nochmals höhere Relevanz zu, als ohnehin schon: „Die Ertüchtigung sowie den Ausbau der notwendigen Infrastrukturen für die Wärme- und Verkehrswende werden wir nur durch größte Anstrengungen auf allen Ebenen erreichen. Wir werden in Deutschland beispielsweise millionenfach Wärmepumpen und Ladesäulen installieren müssen. Das ist ohne ein leistungsstarkes Handwerk undenkbar. Ich bin daher sehr dankbar, dass die Handwerkskammer aktiv den Dialog mit uns sucht.“

Zuvor hatten Vizepräsidentin Lammers und Hauptgeschäftsführer Henke die Betroffenheit des Handwerks durch Pandemie und Krieg angesprochen. Neben den stark gestiegenen Energiepreisen machen auch die Kosten für Rohstoffe, Störungen der Lieferketten, hohe Inflationsraten und der sich weiter verschärfende Mangel an Fachkräften und Betriebsnachfolgern den Unternehmen zu schaffen. Zudem sei die Kalkulation bei öffentlichen Ausschreibungen sehr schwierig bis unmöglich geworden.

Ein zentrales Thema bleibt der Nachwuchs im Handwerk. „Wir brauchen neben der Energiewende auch eine Bildungswende“, forderte Irene Lammers. Die Maler- und Lackierermeisterin wünscht sich eine „Wende in der Einstellung zur dualen Ausbildung. Die Erwartung, dass dem Abitur ein Studium folgen muss, führt uns in eine Sackgasse. Von der Politik brauchen wir ein klares Bekenntnis zur Gleichwertigkeit von akademischen und beruflichen Bildungswegen.“ Heiko Henke hatte die Zahl der neu eingetragenen Lehrverhältnisse vorgetragen: „Vergleichen wir Ende Mai mit dem Vorjahr, so reden wir über ein Minus von 16,6 Prozent. Ein Vergleich mit der Zeit vor Corona ergibt sogar eine Lücke von 23 Prozent.“

Die Handwerkskammer steuert gegen: „Es wird Zeit, dass die Berufsorientierung wieder ans Laufen kommt. Der Tag der Ausbildung wird erstmals nach Pandemiebeginn wieder stattfinden. Am 15. September erwarten wir die Schulen wieder auf unserem BBZ-Gelände“, sagte Hauptgeschäftsführer Henke und ergänzte, dass zudem die digitalen Kanäle verstärkt genutzt werden: Wir haben uns um ein Projekt beworben, bei dem Auszubildende aus der Region zu Botschaftern werden. Mit verschiedenen Videoproduktionen findet Handwerk bei den Schülerinnen und Schülern statt. Diese können mittels der sozialen Medien direkt Fragen an die Azubis stellen. Die Auszubildenden geben dann Rückmeldung und bleiben in Kontakt mit den Schülern. Im Anschluss des Projektes werden in kurzen Filmsegmenten Rückmeldungen gegeben, wie und ob ihre digitale Berufsorientierung in Ausbildung gemündet ist.“

Quelle Pressemeldung von  HWK Oldenburg