Meistergeschichten begeistern großes Publikum

Meistergeschichten begeistern großes Publikum
Tochter Vivien Przybilla hat ein halbes Jahr vor ihrer Mutter Claudia die Meisterprüfung im Kosmetikgewerbe abgelegt. Foto: Torsten Heidemann / Handwerkskammer Oldenburg

Meistergeschichten begeistern großes Publikum

Oldenburg. Eckhard Stein freut sich, dass auch im zweiten Jahr ohne Großveranstaltung der aktuelle Meisterjahrgang der Handwerkskammer Oldenburg gebührend gewürdigt wird. „Wir bedauern es sehr, dass es keine zentrale Feier geben kann. Aufgrund der Umstände haben wir aber Alternativen überlegt. So organisieren wir einen zweistufigen Versand mit Meisterurkunde und Überraschungspaket. Zudem stellen wir medial viel auf die Beine. Video, Podcast und Social Media kommen zum Einsatz“, zählt der Kammerpräsident auf.

Auf Facebook und Instagram erfreuen sich derzeit drei Meistergeschichten großer Beliebtheit. „Wir haben fünf- bis zehnmal mehr Nutzer erreicht als üblich“, berichtet Präsident Stein. Die Geschichten sind entstanden, weil die Handwerkskammer alle 491 Meisterinnen und Meister eingeladen hatte, Fotos für ein Video, das im Juni veröffentlicht werden soll, zu schicken. „So haben wir vom dreifachen Theodor im Elektrohandwerk und von den besten Freunden unter den Zimmerern erfahren“, erklärt Kammer-Hauptgeschäftsführer Heiko Henke. „Dass sich Mutter und Tochter für die Prüfung im Kosmetikgewerbe angemeldet hatten, wussten wir natürlich schon vorher“, schmunzelt Henke. Die beiden Oldenburgerinnen bildeten den Auftakt.

Und so sind die drei Geschichten auf Facebook erschienen:

#Meistergeschichten

Tochter Vivien überholt Mutter Claudia

Das kommt nicht alle Tage vor: Im Meisterjahrgang 20/21 haben Mutter und Tochter ihre Prüfungen im Kosmetikgewerbe abgelegt. Aber nicht gemeinsam!

Der Reihe nach: „Ich habe 1996 meinen Friseur-Meistertitel erworben, bin seit 20 Jahren selbstständig und habe meine Tochter zur Beauty-Messe nach Düsseldorf mitgenommen, als sie 16 war“, erzählt Claudia Przybilla. Dort wurde Leidenschaft entfacht: Für Vivien Przybilla stand der Berufswunsch fest: Kosmetikerin!

Nach der Ausbildung an der BBS III und bei Yulia Martinec ging es in Vollzeit in die Meisterschule. Mit 23 Jahren hält sie heute den Meister-brief in den Händen. „Ein halbes Jahr vor mir war sie fertig“, lacht Mama Claudia. Die 53-Jährige legte „in Teilzeit“ nach. Ihr Schwerpunkt bleibt aber das Haar.

Da sich Viviens Traum von der Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff wegen Corona zumindest verschoben hat, arbeitet sie mit ihrer Mutter wo es geht zusammen. Professionelles Brautstyling oder Porträtshootings in Firmen – dort ist das optimale Zusammenspiel aus Friseurhandwerk und Kosmetikgewerbe gefragt. Und dann gilt es natürlich noch, den Instagram-Account cpbrautstyling zu managen. „Da hat sich viel verändert“, sagt Claudia Przybilla mit Blick auf die Zeit vor den Smartphones und ergänzt: „Aber eines bleibt: Wir müssen den Meistertitel als Qualitätssiegel hochhalten!“

#Meistergeschichten

Ein dreifaches THEODOR auf das BFE!

Von Schmallenberg im Hochsauerlandkreis nach Oldenburg zur Elektro-Meisterschule: Diesen Weg sind Theodor Schmidt (Jahrgang 1932), Theodor Schmidt (1965) und Theodor Schmidt (1997) gegangen. „Das BFE ist eine sehr hochwertige Schule. Hier ist viel Fachwissen auf einem Fleck vorhanden“, sagt der 24-jährige Theodor Schmidt, der nicht nur den Vornamen als Familientradition fortführt. „Bei uns wurde schon immer viel Wert auf Qualität gelegt. Genauigkeit gehört zum Meistertitel dazu.“

Auch die Selbstständigkeit ist bei den Schmidts zu Hause. Der Uropa hat 1932 begonnen. Er hieß mit Vornamen, richtig, Theodor. Wahrscheinlich hat er seinen Meister in Arnsberg gemacht, weil es das BFE noch nicht gab.  Die Oldenburger Institution startete am 17. Juni 1947 den ersten Meisterkurs. Mittlerweile heißt die Meisterschule für das Elektro-Handwerk „Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik“ und bietet als Alleinstellungsmerkmal alle fünf Meistersparten an.

In Schmallenberg ist heute Papa Theodor der Chef. Er hat den Betrieb mit Ladengeschäft und zehn Mitarbeitern so aufgestellt, dass der Kundenstamm aus Hotellerie, Gastronomie, Privatkunden und Industriefirmen besteht. 2018 nahm er seinen Sohn zu einem BFE-Klassentreffen mit. Dass „zufällig“ Stadtfest-Wochenende in Oldenburg war, spielte der Anziehungskraft des „Elektro-Hotspots“ in die Karten.

Der erste „BFE-Theodor aus Schmallenberg“ ist übrigens noch mit der Lederwerkzeugtasche auf dem Fahrrad zu den Kunden den Berg hinaufgefahren. „Die Geschichte hat er gerne erzählt. Auch, dass der Rückweg viel angenehmer war. Mittlerweile ist mein Opa verstorben, aber seinen großen Wunsch, dass ich meinen Meistertitel erhalte, den hat er noch erlebt“, berichtet der Enkel. Der dritte „BFE-Theodor aus Schmallenberg“ möchte auch die Familientradition der Selbstständigkeit fortführen und den Betrieb vom zweiten „BFE-Theodor aus Schmallenberg“ übernehmen. Das Loblied vom dreifachen „Hipp Hipp Hurra“ heißt in diesem Fall: Ein dreifaches THEODOR auf das BFE!

Drei „Cuxis“ gehen durch dick und dünn

Ein Freund ist immer da, wenn es brenzlig wird. Wohl dem, der in der Meistervorbereitung gleich zwei davon hat! Das können Jonas von Thaden, Ole Stürcken und Lucas Tredup jeweils unterschreiben. Seit dem zweiten Ausbildungsjahr sind die Zimmerer von Cuxhaven und Otterndorf immer zur Berufsschule nach Stade gefahren. Erst mit Bus und Zug; später mit dem Auto. „Wir kamen aus drei verschiedenen Betrieben, waren damals schon die ‚Cuxi-Clique‘ und wurden durch die Lehrgänge noch mehr zusammengeschweißt“, berichtet Lucas Tredup.

Auf den Meistertitel hat Ole Stürcken zuerst geschielt. „Er hat die Anmeldebögen für Jonas und mich einfach mitgebracht“, schmunzelt Lucas Tredup. Die drei haben sich gegenseitig motiviert, aufgebaut und geholfen. Beim Abendbrot hat der „Dreier-Pakt“ die Themen des Tages noch einmal durchgekaut. Zuerst im Internat des BBZ und wegen der Corona-Schließung wurde kurzerhand ein Ferienhaus in der Gemeinde Hatten angemietet.

Die „Meister-WG“ möchte keiner missen. Auch, weil die Freizeitgestaltung nie langweilig war. Nun sind alle drei „Cuxis“ wieder in den Betrieben, in denen sie ausgebildet wurden. Die Meisterzeit in Oldenburg dient nicht nur als Basis für die weitere berufliche Entwicklung. Sie ist auch die Verfestigung einer Freundschaft, bei der das Trio durch dick und dünn gegangen ist.

Quelle Pressemeldung von  Handwerkskammer Oldenburg