Cyberchondrie: wenn die Angst vor Krankheiten zur Onlinesucht wird

Cyberchondrie: wenn die Angst vor Krankheiten zur Onlinesucht wird

Cyberchondrie: wenn die Angst vor Krankheiten zur Onlinesucht wird

Die übersteigerte Angst, schwer zu erkranken, nennt man Hypochondrie. Tritt diese in Verbindung mit dem Bedürfnis, sich laufend Informationen zu vermeintlichen Krankheitssymptomen aus dem Internet verschaffen zu müssen, auf, sprechen Fachleute von Cyberchondrie.

Das Krankheitsbild Hypochondrie/Cyberchondrie im Überblick

Menschen, die an Hypochondrie leiden, sind im Grunde betroffen von einer Angststörung. Körperliche Vorgänge werden verstärkt wahrgenommen und oft leider fehlinterpretiert. Hinter harmlosen Symptomen vermuten Hypochondrie-Betroffene schwerwiegende Erkrankungen.

Häufige Arztbesuche und Wechsel der Arztpraxen bringen meist nur kurzfristige Linderung der Beschwerden. Das völlige Vermeiden von professionellen medizinischen Untersuchungen kann im Übrigen ebenso eine Strategie der erkrankten Personen sein.

An dieser Stelle treten Internet-Suchmaschinen und Social-Media-Plattformen auf den Plan. Wer aber nach Symptomen googelt und bei medizinischen Laien auf TikTok Rat sucht, gerät schnell in den Teufelskreis der Cyberchondrie.

Wenn die Suche nach Diagnosen im Internet zur Sucht wird

Vorab sei gesagt, dass es gut und richtig ist, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern und durchaus kann es auch gelegentlich hilfreich sein, sich im Internet einen Expertenrat oder Erfahrungsberichte anderer User und Userinnen durchzulesen.

Doch nur allzu schnell gerät man dabei auf Abwege und die Suchmaschine spuckt Diagnosen zu den eigenen Symptomen aus, die auf schlimme Krankheiten schließen lassen. Hier beginnt ein Teufelskreis, aus dem sich viele Menschen nicht mehr ohne therapeutische Hilfe befreien können, denn die ohnehin schon belastende Angst, schwer erkrankt zu sein, verstärkt sich durch Laienmeinungen, -erfahrungen und -aussagen nur noch mehr.

Wenn Sie vermuten, dass Sie selbst oder ein Ihnen nahestehender Mensch an einer Hypochondrie in Verbindung mit Cyberchondrie erkrankt sein könnten, informieren Sie sich über das Angebot an therapeutischer Unterstützung. Letztlich ist dies der einzige Weg, die Ursache der psychischen Probleme zu beseitigen. Anzeichen für Cyberchondrie und/oder Hypochondrie können sein:

  • eine den Alltag bestimmende, andauernde Informationssuche
  • Fehlinterpretationen von harmlosen körperlichen Vorgängen
  • Panikattacken
  • Depressionen
  • Ärzte-Hopping, nämlich dann, wenn ein Arztbesuch ergebnislos verläuft
  • Isolation
  • Zwangsverhalten

Gesundheitsthemen im Internet: So wählen Sie die richtigen Informationen aus

Eine maßvolle Recherche zu Gesundheitsthemen im Internet kann auch nützlich sein und helfen, Krankheiten zu entstigmatisieren. Wählen Sie aber genau aus, welchen Informationen Sie Glauben schenken möchten:

  • Achten Sie auf die Seriosität der genutzten Quellen. Prüfen Sie hierzu das Impressum der Websites, sehen Sie sich die Qualifikationen der veröffentlichenden Autoren und Autorinnen an und achten Sie auf Belege, wie beispielsweise Verlinkungen auf medizinische Studien.
  • Machen Sie den Gegencheck und finden Sie eine zweite Quelle mit der gleichen Aussage.
  • Wenn Sie Erfahrungsberichte lesen, machen Sie sich immer bewusst, dass es sich um die subjektive Wahrnehmung und den individuellen Gesundheitszustand einer einzelnen Person handelt und dass diese Tatsachen nicht auf Sie selbst übertragbar sind.

Fazit

Hypochondrie und Cyberchondrie sind ernstzunehmende psychische Erkrankungen, mit denen sich Betroffene häufig alleingelassen fühlen oder derer sie sich schämen. Auch hier braucht es noch viel Aufklärungsarbeit, um den Umgang mit den Erkrankungen zu enttabuisieren. Professionelle Informationskampagnen und objektive Berichterstattung im Internet sind wichtige Bausteine dieser Arbeit.