Digitalisierung und neue Berufsbilder
„Die Weiterentwicklung von Berufen ist ein Prozess, der zuerst von den Veränderungen typischer Arbeitsprozesse und Arbeitsaufgaben, z.B. ausgelöst durch die Digitalisierung, bestimmt wird. Der Zeitpunkt, wann ein Berufsprofil neu definiert und eine Neuordnung startet, hängt davon ab, wie sich diese Veränderungen in der Fläche durchsetzen, wie Unternehmen in Digitalisierung investieren und wie die zuständigen Sozialpartner im Konsens mit Bund und Ländern Entscheidungen vorantreiben“, so Dr. Gert Zinke, Experte für Berufsbilder beim Bundesinstitut für Berufsbildung, bei seinem Vortrag vor Leitern regionaler berufsbildender Schulen, Vertretern der Schulträger, der regionalen Agenturen für Arbeit sowie der Jobcenter in der IHK in Osnabrück. Die genaue Entwicklung der Berufsbilder sei daher nie exakt voraussehbar.
Zinke wies darauf hin, dass Unternehmen ihren Grad der Digitalisierung unterschiedlich beurteilten. Die Entwicklung von neuen Berufen sei daher immer ein Kompromiss, auch zwischen den Erwartungen der Vorreiter und den Möglichkeiten der Ausbildungsbetriebe, deren Digitalisierungsgrad eher noch niedrig ist.
Im Anschluss an den Vortrag sprachen Unternehmensvertreter in einer Podiumsdiskussion über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die duale Ausbildung in der betrieblichen Praxis. „Einmal jährlich stimmen wir den Ausbildungsbedarf mit den Fachbereichen des Unternehmens ab. Dabei ist in den letzten Jahren ein kontinuierlicher Anstieg des Bedarfes im Bereich der elektronischen Berufe erkennbar“, berichtet Claudia Vieth, Leiterin Ausbildung und Personalentwicklung bei der Volkswagen Osnabrück GmbH.
Für alle Diskutanten stand fest, dass die Digitalisierung auch im Weiterbildungsbereich an Bedeutung gewinne. „Bei uns steht die Weiterbildung im Fokus. Der frische Input von geschulten Mitarbeitern fließt direkt auch in die Ausbildung ein“, so Franz Flake, Instandhaltungsleiter bei der Elster GmbH in Lotte.
Um die Digitalisierung in den berufsbildenden Schulen voranzutreiben sah René Hüggelmeier, Leiter Personal und allgemeine Rechtsfragen bei der Amazonen-Werke H. Dreyer GmbH & Co. KG in Hasbergen, auch die Betriebe in der Pflicht: „Besonders in größeren Betrieben sollten Kapazitäten frei gemacht werden, um den Berufsschulen Unterstützung anbieten zu können. Für spezielle Unterrichtseinheiten müssen die Lehrkräfte auf Praktiker zurückgreifen können, die sie bei der Gestaltung des Unterrichts um ihre Expertise bitten können.“
Weitere Informationen: IHK, Eckhard Lammers, Tel.: 0541 353-410, E-Mail: lammers@osnabrueck.ihk.de
Quelle: Pressemeldung Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim