Elektroschrott könnte sich bis 2030 verdoppeln – dringender Handlungsbedarf
Keine andere Spezies auf dem Planeten Erde hat so viel ökologische Verwüstung angerichtet wie der Mensch. Trotz einer erdrückenden Beweislage gibt es immer noch Menschen, die dies nicht wahrhaben wollen. Glücklicherweise ist sich die Mehrheit jedoch zunehmend unserer Auswirkungen auf die Umwelt bewusst. Wir nutzen natürliche Ressourcen nicht mehr mit einem Selbstverständnis und bewegen uns langsam auf umweltfreundlichere Alternativen zu, um Abfall und unseren CO₂-Fußabdruck im Alltag zu reduzieren. Wir setzen jetzt auf Abfallrecycling, Elektrofahrzeuge, pflanzen mehr Bäume und etablieren sauberere Energiequellen, wie Solar- und Windenergie. Wenn es jedoch um den Umgang mit unserem ständig wachsenden Elektronikschrott geht, stehen wir nach wie vor, vor großen Problemen. Nicht zuletzt, weil digitale Ansätze und Umstellung auf E-Motoren sowie entsprechende Speicher unseren Bedarf an Elektronik erhöhen. Was im Umkehrschluss noch mehr Elektroschrott bedeutet. Doch den zu recyceln, ist nicht immer einfach.
Warum ist das Recycling von Elektroschrott so schwierig?
Das Recycling von Elektroschrott bzw. „E-Waste“ erweist sich aus vielen Gründen als schwierig. Erstens produzieren wir viel mehr Abfall als wir recyceln. Elektronische Geräte sind kompliziert und bestehen aus verschiedenen Komponenten, die Stück für Stück zerlegt und recycelt werden müssen. Die meisten Menschen, Staaten und sogar Länder verfügen nicht über das Knowhow und die Ressourcen, um damit effektiv umzugehen. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, sind unsere Geräte komplizierter geworden und enthalten viel mehr Legierungen, die fast unmöglich vollständig recycelt werden können. Es gibt kein einziges Metall im Periodensystem, das die Menschheit derzeit nicht verwendet. Und Elektronik ist der Hauptgrund dafür. Ironischerweise sind unsere alten Röhrenfernseher und alten Radios in der Regel viel einfacher zu recyceln als moderne Geräte.
Belastung für Mensch und Umwelt
Ein weiteres Hindernis, welches das Recycling von Elektroschrott erschwert, sind die einzelnen, aber schädlichen Komponenten in vielen elektronischen Geräten. Die meisten Geräte enthalten giftige Schwermetalle wie Blei, Quecksilber, Cadmium, Beryllium, Edelmetalle wie Gold und bromierte Flammschutzmittel. Elektronik kann nicht als eine Einheit auf die gleiche Weise gehandhabt werden wie das Recycling von Karton und bestimmten Kunststoffartikeln. Die Geräte müssen in einzelne Komponenten zerlegt werden, was teuer und zeitaufwendig sein kann. Das macht das Recycling von Elektroschrott zu einer immensen Herausforderung. Der Umgang mit diesen Metallen und anderen gefährlichen Chemikalien erfordert spezielle Ausrüstung und Fachwissen, die einfach nicht jedem zur Verfügung stehen. Und doch ist es so wichtig, dass Elektroschrott künftig besser recycelt wird. Nicht nur wegen der Umwelt, sondern auch, weil die darin enthaltenen Materialien zum Teil zunehmend verknappen; speziell im Bereich der seltenen Erden. Gerade diese sind aber extrem schwer zu recyceln und viele der Ansätze diesbezüglich (Biometallurgie oder Flash-Joule-Verfahren) stecken noch in den Kinderschuhen bzw. sind sehr experimentell.
Systematische Bündelung der elektronischen Abfallströme ist dringend erforderlich
Die WEEE-EU-Richtlinie (Waste Electrical and Electronic Equipment Regulation) ist eine Richtlinie, die darauf abzielt, die Sammel-, Behandlungs- und Recyclingprozesse von elektronischen bzw. elektrischen Geräten, die nicht mehr verwendet werden, zu verbessern. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen schätzt, dass bis 2030 weltweit über 74 Millionen Tonnen Elektro-Altgeräte entsorgt werden. Dies entspricht einer antizipierten Verdoppelung in weniger als zwei Jahrzehnten! Und unsere Müllberge sind diesbezüglich jetzt schon größer als je zuvor. Die WEEE-Richtlinie wurde geschaffen, um die negativen Auswirkungen von Elektroschrott auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit anzugehen und das ordnungsgemäße Recycling sowie die Wiederverwendung von Elektro- und Elektronikgeräten zu fördern. Seit der erstmaligen Formulierung durch die EU im Jahr 2002 wurde die Richtlinie mehrfach aktualisiert, um ihren Anwendungsbereich zu erweitern und die Hersteller zunehmend in die Pflicht zu nehmen.