Risikostreuung durch Diversifikation – so gehen Sie vor
Im Anlagebereich gehört neben einer guten Rendite das möglichst geringe Verlustrisiko zu den wichtigsten Zielen, die Anleger verfolgen. Unabhängig davon, wie hoch das Risiko von einzelnen Anlageprodukten ist, existieren mehrere Optionen, wie Anleger das Gesamtrisiko ihrer Investments aktiv verringern können.
Eine der bekanntesten und gleichermaßen effektivsten Maßnahmen ist die Risikostreuung, die durch die sogenannte Diversifikation vorgenommen wird. Worum es sich bei der Diversifikation handelt und wie Sie vorgehen können, um eine effektive Streuung Ihres Anlagerisikos zu erreichen, verraten wir Ihnen in unserem Beitrag.
Worum handelt es sich bei der Diversifikation?
Im Finanzbereich steht der Begriff Diversifikation für Streuung bzw. Verteilung des Kapitals auf mehrere Anlageprodukte oder auch verschiedene Asset-Klassen. Diversifizieren bedeutet also, dass Sie beispielsweise eine Anlagesumme von 50.000 Euro auf fünf unterschiedliche Anlageprodukte verteilen.
So könnten Sie beispielsweise 10.000 Euro als Tagesgeldguthaben halten, 10.000 Euro in Aktien investieren, für weitere 10.000 Euro Anteile eines Immobilienfonds erwerben, 10.000 Euro in Anleihen anlegen und weitere 10.000 Euro in Bundeswertpapiere investieren. Diversifizieren bedeutet also, vorhandenes Kapital aufzuteilen und so eine Streuung des Risikos zu erreichen.
Welche Hauptfunktion hat die Diversifikation?
Die wesentliche Aufgabe und Funktion der Diversifikation besteht darin, dass das Risiko für den Anleger verringert wird, höhere Verluste zu erleiden. Aber auch zur generellen Optimierung des Portfolios dient die Diversifikation, denn sie hilft auch dabei, die Rendite zu verbessern.
Dies soll ebenfalls aus einem sinnvollen Mix der Anlagen resultieren. Manche Anleger werden sicherlich nicht auf Anhieb verstehen, wie es durch die Aufteilung des Kapitals auf mehrere Anlageprodukte möglich sein soll, das Gesamtrisiko zu verringern. Daher möchten wir diese Funktion im Folgenden etwas näher erläutern und veranschaulichen. Dazu stellen wir zwei Anleger gegenüber. Der erste Anleger nimmt keine Diversifikation, der zweite Kunde führt die Risikostreuung durch.
Anleger 1
- 50.000 Euro in einen Aktienwert investiert
- Kursrückgang: 30%
- Neuer Wert des Portfolios: 35.000 Euro
- Verlust: 15.000 Euro
Anleger 2
- 10.000 Euro in den gleichen Aktienwert investiert
- 40.000 Euro in Anleihen, Festgeld und Fonds angelegt
- Kursrückgang Aktie: 30%
- Neuer Wert des Portfolios: 47.000 Euro
- Verlust: 3.000 Euro
An diesem Beispiel wird deutlich, dass der Gesamtverlust beim 2. Anleger deutlich geringer als beim 1. Anleger ist, der sein Kapital vollständig in eine Aktie investiert hat. Da diese Aktie beim 2. Anleger jedoch nur 20% der gesamten Investition ausmacht, fällt der Kapitalverlust insgesamt bezogen auf das gesamte Portfolio natürlich deutlich geringer aus.
Da also eine von mehreren Positionen durch die Diversifikation immer einen geringeren Anteil am Portfolio hat, als wenn es nur eine Position geben würde, trägt die Diversifikation definitiv zu Risikoverringerung bei.
Vertikale und horizontale Diversifikation als Methoden
An dieser Stelle fragen Sie sich vermutlich, wie eine gute Diversifikation in der Praxis vorzunehmen ist. Dazu sollten Sie wissen, dass es bei der Diversifikation zwei Hauptmethoden gibt, nämlich zum einen die sogenannte vertikale und zum anderen die horizontale Variante.
Was kompliziert klingt, lässt sich relativ einfach erklären. Mit einer vertikalen Diversifikation ist gemeint, dass Sie Ihr Kapital auf Finanzprodukte aufteilen, die unterschiedlichen Asset-Klassen angehören. Horizontale Diversifikation meint hingegen, dass das Kapital auf verschiedene Produkte der gleichen Risikoklasse aufgeteilt wird. Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn wir anhand eines Beispiels zum einen eine vertikale und zum anderen eine horizontale Diversifikation darstellen:
Vertikale Diversifikation
10.000 Euro Festgeldkonto
10.000 Euro Staatsanleihen gute Bonität
10.000 Euro Aktien (Standardwerte)
10.000 Euro Immobilienfonds
10.000 Industrieanleihe (mäßige Bonität des Emittenten)
Bei der vertikalen Diversifikation verteilen Sie Ihr Kapital also auf Finanzprodukte, die in vier bis fünf unterschiedliche Asset-Klassen eingruppiert werden.
Horizontale Diversifikation
10.000 Euro Aktie A
10.000 Euro Aktie B
10.000 Euro Aktie C
10.000 Euro Anleihe A
10.000 Euro Anleihe B
Bei der horizontalen Diversifikation verteilen Sie Ihr Kapital zwar auch auf unterschiedliche Finanzprodukte, jedoch gehören diese der gleichen Risikoklasse an.
Grundsätzlich haben zwar beide Methoden der Diversifikation ihre Berechtigung, jedoch lassen sich die besten Ergebnisse tatsächlich mit der vertikalen Methode erzielen. Das ist darauf zurückzuführen, dass es bei der Risikostreuung eben nicht nur um die Verringerung des Verlustrisikos geht, sondern im Idealfall auch darum, die Rendite zu optimieren.
Wenn Sie Ihr Kapital jedoch nur horizontal diversifizieren, indem Sie es zum Beispiel auf Tagesgelder, Festgelder und Bundeswertpapiere aufteilen, lässt sich kaum eine akzeptable Rendite erzielen. Somit spricht Vieles für eine vertikale Diversifikation, also das Aufteilen Ihres Kapitals auf mindestens drei unterschiedliche Asset-Klassen.
Anlageklassen als Basis für eine optimale Diversifikation
Die Grundlage für eine vertikale Diversifikation besteht darin, dass Sie Ihr Kapital auf Produkte unterschiedlicher Risikoklassen aufteilen. Dazu müssen Sie jedoch erst einmal wissen, welche Finanzprodukte sich in welcher der fünf gängigen Risikoklassen (Asset-Klassen) befinden:
Risikoklasse 1 (sicherheitsorientiert): Tages- und Festgelder, Spareinlagen, Pfandbriefe, europäische Geldmarktfonds etc.
Risikoklasse 2 (konservativ): Rentenfonds Europa, geldmarktnahe Fonds, Anleihen von Emittenten mit guter Bonität
Risikoklasse 3 (ertragsorientiert): Aktien, Aktienfonds europäische Standardwerte, Rentenfonds, Mischfonds
Risikoklasse 4 (spekulativ): Aktien, Zertifikate, Währungsanleihen
Risikoklasse 5 (sehr spekulativ): Junk-Bonds, Nebenwerte Aktien Ausland, Optionen, Futures, CFDs
Natürlich müssen Sie bei einer vertikalen Diversifikation bzw. generell beim Aufteilen Ihres Kapitals nicht zwingend Produkte aus allen fünf Risikoklassen wählen, falls Ihnen zum Beispiel die letzten zwei Risikoklassen einfach zu spekulativ sind. In diesem Fall wählen Sie einfach aus den drei niedrigsten Asset-Klassen verschiedene Anlageprodukte aus.
Muster-Portfolio: Wie kann eine vertikale Diversifikation in der Praxis aussehen?
Kommen wir nun zum Praxisteil, denn die Informationen aus der Theorie sollten natürlich auch in die Tat umgesetzt werden. Eine pauschale Vorgabe, wie eine ideale Diversifikation auszusehen hat, gibt es allerdings nicht. Der Grund ist, das es ganz unterschiedliche Anlegertypen gibt.
Während der eine Kunden sein Geld möglichst sicher investieren will, ist der andere Anleger durchaus bereits, ein höheres Risiko einzugehen, wenn die Rendite am Ende stimmt. Auf diese unterschiedlichen Ziele und Eigenschaften muss natürlich auch bei der Auswahl der Finanzprodukte und somit bei der Diversifikation geachtet werden.
Daher stellt das folgende Muster-Portfolio auch nur eins von vielen Beispielen dar, wie Sie Ihr Kapital diversifizieren könnten. Im Beispiel steht dem ertragsorientierten Kunden, der eine gute Mischung aus Rendite und Sicherheit wünscht, ein Betrag von insgesamt 80.000 Euro zu Anlagezwecken zur Verfügung. Das Portfolio könnte wie folgt aussehen:
20.000 Euro Festgeld
10.000 Euro Geldmarktfonds
15.000 Euro Aktien
15.000 Euro Immobilienfonds
10.000 Euro Staatsanleihen
10.000 Euro ETFs
Innerhalb der Produktklassen kann der jeweilige Betrag natürlich ebenfalls aufgeteilt werden, zum Beispiel in drei Aktienwerte zu jeweils 5.000 Euro.