Stahl – Bedeutung und Einsatzgebiete in der Wirtschaft

Stahl - Bedeutung und Einsatzgebiete in der Wirtschaft

Stahl – Bedeutung und Einsatzgebiete in der Wirtschaft

Deutschland zählt in puncto Stahlproduktion zu den bedeutendsten Ländern der Welt. Während Deutschland der größte Stahlhersteller innerhalb der EU ist, belegt das Land weltweit gesehen den siebenten Platz. Daher hat die Branche in der Bundesrepublik einen enormen Einfluss auf die Wertschöpfungsketten und ist ein zentraler Bestandteil der Volkswirtschaft.

 

Deutschland ist zweifelslos der europaweit führende Stahlstandort

Jährlich werden in Deutschland 42 Millionen Tonnen Rohstahl (2016) produziert. Somit wird in Deutschland jährlich etwas mehr als ein Viertel des gesamten europäischen Rohstahls hergestellt. Mit rund 2,6 Prozent ist der Anteil Deutschlands an der weltweiten Produktion aber deutlich geringer. Jährlich erwirtschaftet die Stahlindustrie in Deutschland um die 17 Milliarden Euro. Dies entspricht knapp weniger als einem Drittel der gesamten Wertschöpfung der Branche innerhalb der EU.

In Deutschland wird Stahl entweder in integrierten Hüttenwerken oder über die Elektrostahlroute erzeugt. Dabei entfallen rund 70 Prozent auf integrierte Hüttenwerke, wie Hochöfen, Stahl- oder Walzwerke und 30 Prozent auf die Elektrostahlroute. Im Jahr 2016 wurden in Deutschland 36,6 Millionen Tonnen an warmgewalzten Fertigerzeugnissen hergestellt, davon entfielen 66 Prozent auf Flacherzeugnisse und 34 Prozent auf Langerzeugnisse.

Dabei liegt die Produktion von nichtrostenden und legierten Stählen mit einem Anteil von 50 Prozent an der Gesamtproduktion, deutlich über dem internationalen Schnitt (30 Prozent). Nordrhein-Westfalen gilt mit einem Anteil von knapp 40 Prozent an der gesamten Stahlproduktion als das führende Bundesland.

 

Stahl bildet eine der Grundlagen der deutschen Volkswirtschaft

Als sogenannte Basisindustrie übt die Stahlbranche großen Einfluss auf die nationalen Wertschöpfungsketten aus. Eine gute Vernetzung mit anderen Industriezweigen und zahlreiche Innovationen tragen deutlich zum Erfolg anderer Branchen, wie etwa der Automobil- oder Maschinenbauindustrie bei. Dabei entfallen ungefähr 20 Prozent der Vorkäufe des Maschinenbaus und 12 Prozent der Vorkäufe der Fahrzeughersteller auf die Stahlbranche.

Zudem gibt es mit der Elektrotechnik, dem Baugewerbe und den stahl- und metallverarbeitenden Unternehmen, weitere wichtige Abnehmer. Somit erklärt sich auch die These, dass zwei von drei Arbeitsplätzen im Verarbeitenden Gewerbe der Stahlbranche zugerechnet werden können.

Die Stahlindustrie ist aber nicht nur Hersteller, sondern auch ein wichtiger Abnehmer für Zulieferer. Gründe dafür gibt es viele, wie etwa die hohe Vorleistungsintensität der Stahlbranche. Jährlich kann der Stahlindustrie ein Transportvolumen von rund 145 Millionen Tonnen angerechnet werden. Zu diesem enormen Transportvolumen kommen noch lange Produktionsketten, vielfältige Produktionsangebote und begleitende Dienstleistungen, wie etwa die Roheisenerzeugung oder die Erzeugung von gewalztem Stahl.

Wissenschaftliche Studien belegen die weitreichende Bedeutung der Stahlindustrie auf die deutsche Volkswirtschaft, denn jeder zusätzliche Euro an Wertschöpfung der in der Stahlbranche generiert wird, führt zu einer Wertschöpfung von bis zu 2 Euro in vorgelagerten Branchen. Zudem konnte eindeutig bewiesen werden, dass jeder Arbeitsplatz in der Stahlindustrie 5-6 Arbeitsplätze bei den Zulieferindustrien absichert.

 

Verwendung von Stahl

Die Verwendung von Stahl ist nahezu grenzenlos, denn der Rohstoff wird in fast allen Bereichen gebraucht. Hier finden Sie eine Auflistung der Bereiche, in denen Stahl bzw. aus Stahl hergestellte Produkte unerlässlich sind:

 

Bauindustrie und Bauwesen

Nicht grundlos sind der Stein- und Ziegelbau durch die fortschrittlichere Stahlbauweise überholt worden. Mittels Stahlbauweise können Gebäude schneller, kostengünstiger und flexibler errichtet werden. Zudem wären Wolkenkratzer mit weit über hundert Stockwerken ohne die statische Festigkeit der Stahlbauweise undenkbar.

 

Transportindustrie

Ohne Stahl wären weder der Bau von Autos, Fahrrädern oder Zügen möglich. Auch wenn der aktuelle Trend vermehrt zur Leichtbauweise geht, wird ein völliger Verzicht auf Stahl wohl kaum möglich sein. Abseits von Fahrzeugen wären auch Schienen oder Brücken ohne die Verwendung von Stahl nur schwer herstellbar.

 

Werkzeug- und Maschinenbau

Kaum eine Maschine wird nicht aus Stahl hergestellt oder besteht zu einem großen Teil aus Stahl. Auch der Bau von Werkzeugen, Kleinmaschinen oder herkömmlichen Messern wäre ohne Stahl undenkbar. In diesen Bereichen wird hauptsächlich die Stahlsorte 1.4410 verwendet, da diese durch ihre enorme Festigkeit überzeugt.

 

Waffenindustrie und Militärtechnik

Eine wichtige Rolle spielt Stahl auch bei der Produktion von Waffen, Panzern oder Helmen. Zudem ist Stahl auch für den Bau von Absperrungen oder schützenden Verstärkungen essenziell.

 

Kunst- und Kunsthandwerk

Das Kunsthandwerk ist ebenfalls ein wichtiger Verwendungszweck von Stahl, obwohl dieser Bereich auch ohne auskommen würde, wenn kein Stahl mehr verfügbar wäre.

 

Stahl ist aber keine unendliche Ressource

Der Verbrauch von Stahl ist immens, aber die Vorkommen sind nicht unendlich. Im Jahr 2000 wurden die weltweiten Eisenerzvorkommen auf 140 Milliarden Tonnen geschätzt. Unter Einberechnung des durchschnittlichen Verbrauchs zu dieser Zeit, ergab sich eine Versorgungsdauer von ungefähr 100 Jahren.

 

Da sich die die Stahlproduktion seit der Jahrtausendwende jedoch mehr als verdoppelt hat, könnte uns das Eisenerz schon innerhalb der nächsten 50 Jahre ausgehen. Dieser Zeitraum könnte durch eine verbesserte Recycling-Quote, vor allem im Bereich von Hochleistungsstahl, aber wieder ausgedehnt werden. Dazu müsste eine Recycling-Quote von annähernd 100 Prozent erreicht werden, wovon wir momentan weit entfernt sind.