Landtagskandidaten diskutierten auf Einladung der IHK am Energiestandort Lingen
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Bundesrepublik Deutschland sich zum Ziel gesetzt, sich möglichst schnell unabhängig von russischen Gaslieferungen zu machen. Gleichzeitig hat Russland die Gasversorgung nach Deutschland stark eingeschränkt. Für die ohnehin geplante Energiewende bedeuten diese außenpolitischen Entwicklungen erhöhten Umsetzungsdruck, da Versorgungs- und Preisstabilität gefährdet sind. Über die Möglichkeiten, dieser Entwicklung in der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim Rechnung zu tragen, diskutierten am Energiestandort Lingen dazu jetzt die Landtagskandidaten Lara Evers (CDU, Wahlkreis Meppen), Christian Otten (SPD, Wahlkreis Lingen), Jeremy Zgrzebski (Grüne, Wahlkreis Lingen) und Dr. Stefan Birkner für die FDP (Spitzenkandidat der FDP Niedersachsen zur Landtagswahl und Direktkandidat im Wahlkreis Wedemark). Moderiert wurde die Veranstaltung, die im Vorfeld des Forums Energie des Wirtschaftsverbandes Emsland stattfand, von der Journalistin Susanne Schäfer.
IHK-Vizepräsident Hendrik Kampmann wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass nach der Pandemie und gestörten Lieferketten nun mit Engpässen bei Strom und Gas sowie den Preisexplosionen im Energiebereich der Fortbestand der Industrie massiv gefährdet sei. Schon vor dem Krieg in der Ukraine seien durch politische Maßnahmen zum Umbau der Energieversorgung die Preise gestiegen. Zusammen mit der aktuellen Preisentwicklung sei die Belastungsgrenze nun erreicht, einzelne Betriebe hätten schon Teile ihrer Produktion oder ihren Betrieb insgesamt eingestellt. Die energiepolitische Lage werde daher von den regionalen Unternehmen als das größte Konjunkturrisiko gewertet. Vor diesem Hintergrund müsse es Priorität haben, kurzfristig alle Möglichkeiten der Stromerzeugung zu nutzen, um über ein vergrößertes Angebot die Preise wieder zu senken.
Ihre politischen Kernforderungen in der Energiepolitik formulierten die Podiumsteilnehmer wie folgt:
Lara Evers (CDU, Landtagskandidatin im Wahlkreis Meppen): „Ziel muss es sein, dass Energie für alle bezahlbar bleibt und sich steigende Energiekosten nicht zur sozialen Frage entwickeln. Es ist sehr wichtig, dass wir bei der Energieerzeugung und dem Import von Energie unabhängiger werden. Der mittelfristige Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Emsland sowie die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, etwa für den Ausbau von Windkraftanlagen, sind für mich kurzfristig von zentraler Bedeutung.“
Christian Otten (SPD, Landtagskandidat im Wahlkreis Lingen): „Energie muss bezahlbar und erneuerbar sein. Die erste Maßnahme muss die Priorisierung der Projekte in diesem Bereich sein. Unternehmen müssen Planungssicherheit bekommen.“
Jeremy Zgrzebski (Bündnis 90/Die Grünen, Landtagskandidat im Wahlkreis Lingen): „Für eine sichere, günstige und klimaneutrale Energieversorgung mit Strom und Wasserstoff brauchen wir massive Investitionen in Erneuerbare Energien. Um diese zu entfesseln sind landesweite Vorranggebiete für Windkraft und schlanke Verfahren genauso notwendig wie neue Pachtmodelle für Solar auf jedem Dach.“
Dr. Stefan Birkner, MdL (Landes- und Fraktionsvorsitzender der FDP, Landtagskandidat im Wahlkreis Wedemark): „Die aktuelle Strompreisentwicklung ist nicht hinnehmbar. Als erste Maßnahme setzen wir uns für die Maximierung der verfügbaren Stromerzeugungskapazitäten ein, um drohende Insolvenzen und verschuldete Privathaushalte abzuwenden. Wir brauchen eine Reform des Marktdesigns und einen Weiterbetrieb der noch laufenden Kernkraftwerke.“
Die IHK hatte zur Landtagswahl insgesamt drei Wahlforen ausgerichtet. Schwerpunkte der weiteren Veranstaltungen in Osnabrück und für die Grafschaft Bentheim waren die Themen Arbeitskräftemangel/Bildung sowie Digitalisierung/Entbürokratisierung.
Pressemeldung von Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim