Transformation in der Autobranche: Werden Autokonzerne zu Software Firmen?

Transformation in der Autobranche: Werden Autokonzerne zu Software Firmen?

Transformation in der Autobranche: Werden Autokonzerne zu Software Firmen?

Ohne Computerunterstützung geht heute im Automobilbau gar nichts mehr. Ist den Autokonzernen deswegen eine Zukunft als Software-Firmen vorgezeichnet? Dieser Beitrag zeigt, wohin sich die Autobranche transformiert und was dies tatsächlich bedeutet.

Warum Software-Entwicklung für Autokonzerne so wichtig ist

In einer Welt voller elektronischer Gadgets muss auch das Automobil mitziehen und das E-Auto ist längst salonfähig und überzeugt durch gute Reichweiten. Damit ist aber erst die Spitze des Eisbergs angerissen, denn nicht nur in Sachen Antrieb ist Elektronik entscheidend für das Auto. Mit zahllosen Anschlüssen, Funktionen und Apps wird das Auto zum digitalen Fortbewegungsmittel, in dem Hard- und Software miteinander nahtlos verschmelzen. Imaginären Head up Displays über die gesamte Frontscheiben hinweg gehört bereits jetzt die Zukunft. Wie sollen Automobilkonzerne, deren Kerngeschäft eigentlich die Konzeption und Herstellung von Autos ist, dies bewältigen? Eine eigene Software-Abteilung ist längst eine Notwendigkeit. Denn es geht nicht nur um das Unterbringen von Gadgets, sondern ganz wesentlich um das eigene Herstellen von Steuerungssoftware.

Die Zeichen der Zeit erkennen in der Automobilbranche

Software-Entwickler sind quer durch alle Branchen gesucht. Fachkräftemangel und rasant fortschreitende digitale Entwicklung machen diesen Beruf absolut krisenfest. Internationale Automobil-Hersteller konkurrieren dann mit den traditionellen IT-Systemhäusern um Fachkräfte oder muss Code an diese outsourcen. So kann es durchaus sein, dass ein IT Systemhaus in Lübeck Software für einen internationalen Automobilkonzern schreibt. Konzerne wie beispielsweise VW haben deswegen schon längst Pläne, um inhouse mehr Software herstellen zu können. Deren Plan sieht beispielsweise vor, bis zum Jahr 2025 60 Prozent der VW-Programmzeilen im eigenen Haus schreiben zu können. Dies ist auch notwendig, denn die Pläne rund um das digitalisierte Auto gehen noch weiter und umfassen zahlreiche Handlungsfelder. Zu diesen gehört zum einen selbstredend der Komplex zum Thema Elektromobilität. Immer feinere Steuerungssoftware soll den Energieverbrauch optimieren und immer neue Komfortfunktionen ermöglichen. Gleichzeitig ist aber auch Software für Ladesäulen und das komplette Batteriemanagement notwendig. Auf der anderen Seite sollen auch Autos in Zukunft ein eigenes Betriebssystem erhalten. Was man bislang nur von Computern oder Smartphones gekannt hat, soll in der Folge auch für Autos wahr werden. Hinzu kommen weitere digitale Marketing- und Lifestyle-Funktionen, beispielsweise in Form von herstellereigenen Nutzerplattformen mit Apps und zahlreichen Vorteilen für Unterwegs.

Überfordert die Software-Entwicklung deutsche Autobauer bereits jetzt?

Automobil-Großkonzerne, die auf diesen digitalen Wandel reagieren, gründen nicht selten ihre eigenen Softwarefirmen als Zulieferer. Aber reicht dies bereits aus? Immer wieder gibt es Berichte über Softwareprobleme, die dem Image eigentlich eingesessener Konzerne schaden. Updateprobleme oder stockende Auslieferungen zeigen, dass sogar global player trotz großer Anstrengungen nur schwer mit der rasanten Entwicklung Schritt halten können. Einer dieser Gründe mag ein strukturelles Problem sein. Denn eine einheitliche Software-Plattform gibt es bis jetzt bei noch keinem traditionellen Autobauer. Vielmehr wird für jede Generation die Software erneut angepasst bzw. vollkommen neu geschrieben. BMW und Mercedes hat sich mittlerweile auf Kooperationen mit Chipkonzernen verständigt, um einen Teil dieser Problematik abzufangen. Auf der anderen Seite scheint aber auch das Bewusstsein auf Seite der Autokonzerne noch nicht weit genug entwickelt. Denn Größen wie Mercedes sind nach wie vor dagegen, ein eigenes umfassendes Infotainmentsystem in ihre Fahrzeuge zu integrieren. Die Nutzung von entsprechenden Apple- und Android-Produkte ist zwar möglich, jedoch nicht explizit gewünscht. Vielmehr möchte der Konzern dies im Rahmen seines eigenen geplanten Betriebssystems umsetzen. Wann dies aber kommen soll, ist keineswegs schon klar.

Softwarefragen entscheidend für Marktanteile?

Entscheidet bald die User Experience der Automobilsoftware, ob man sich für ein bestimmtes Modell entscheidet? Ganz ausgeschlossen ist dies sicherlich nicht, denn eine reibungslose digitale Erfahrung gehört bereits jetzt zu den Qualitätsmerkmalen von Apps, Websites, Plattformen und weiteren virtuellen Elementen. In dieser Hinsicht sticht vor allem der Rückstand von Automobilriesen wie VW auf Tesla heraus. Dass eine solche Umstrukturierung in einem traditionsbewussten Unternehmen wie VW nicht einfach sein wird, liegt auf der Hand. In der Softwarebranche übliche Strukturen, wie beispielsweise flache Hierarchien und intrinsische Motivation zur Arbeit sucht man in Auto-Großkonzernen vergeblich. Umso herausfordernder ist die Aufgabe, der sich Automobilhersteller gegenübersehen, denn mit zunehmender Digitalisierung des Alltags müssen Automobile, die marktfähig bleiben wollen, mitziehen.

Fazit: Digitale Automobilindustrie – eine große Zukunftsaufgabe

Dass sich die Automobilbranche dringend verändern muss und den Schritt in Richtung digitale Zukunft gehen muss, ist längst klar. Ob dieser gelingt, ist jedoch noch lange nicht entschieden und mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht ohne Grundlagenarbeit an der Unternehmenskultur möglich.