IHK: Ausbildungsabbrüche und vorzeitige Vertragslösungen sind vermeidbar

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IHK: Ausbildungsabbrüche und vorzeitige Vertragslösungen sind vermeidbar

„Wie erwartet schätzen Ausbildungsbetriebe und Auszubildende die Gründe für einen Ausbildungsabbruch unterschiedlich ein. Ansatzpunkte für eine Verbesserung der Situation liegen zum Beispiel in der Weiterentwicklung der Berufsorientierung und in der Stärkung der Ausbildungsbegleitung.“

So kommentierten Prof. Dr. Dietmar Frommberger, Inhaber der Stiftungsprofessur „Berufs- und Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Strukturfragen beruflicher Bildung“ an der Universität Osnabrück und IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf die Zwischenergebnisse einer gemeinsamen Analyse zu Ausbildungsabbrüchen.

In diesem Zusammenhang wurden 300 betroffene Jugendliche und deren Ausbildungsbetriebe im IHK-Bezirk zu den Gründen und Motiven von vorzeitigen Vertragslösungen befragt.

Die Analyseergebnisse zeigen, dass vorzeitige Vertragslösungen überwiegend im ersten Ausbildungsjahr erfolgten. Bei der Benennung der Gründe gaben Ausbildungsbetriebe und ihre ehemaligen Auszubildenden unterschiedliche Antworten. Während die Jugendlichen überwiegend die Ausbildungsqualität und die Arbeitsbedingungen bemängelten, kritisierten die Ausbildungsbetriebe die Zuverlässigkeit, Reife und Motivation der Auszubildenden.

Uneinig waren sich die beiden Gruppen auch über die Möglichkeiten zur Vermeidung der Vertragslösung: Aus Sicht der Unternehmen sollten Auszubildende ein realistisches Bild ihres Ausbildungsberufs mitbringen und ihre allgemeine Motivation verbessern. Die betroffenen Jugendlichen gaben hingegen an, dass die Betriebe an ihrer Ausbildungsqualität arbeiten sollten, um der Vermeidung von Vertragslösungen vorzubeugen.

Trotz der Kritik von beiden Seiten unterstrich Frommberger die Überlegenheit des dualen Systems gegenüber anderen Formen der Ausbildung und räumte zugleich mit einem Missverständnis auf: „Eine vorzeitige Vertragslösung ist nicht gleichzusetzen mit einem Ausbildungsabbruch, denn die Mehrheit der befragten Jugendlichen verbleibt im dualen Ausbildungssystem.“

Die Jugendlichen wechselten den Betrieb oder den Beruf. Knapp jeder vierte Jugendliche finde eine qualifizierte oder qualifizierende Anschlusslösung außerhalb des dualen Systems, erläuterte Frommberger.

„Eine umfassende Berufsorientierung ist ein zentraler Schlüsselfaktor für einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss. Jugendliche benötigen Einblicke in die Praxis, damit sie einen Eindruck von den vielfältigen Berufs- und Karrieremöglichkeiten gewinnen“, bekräftigte Graf.

Neben verschiedenen Praktika, die Jugendliche während der Schulzeit absolvieren, gelinge eine Ansprache der Zielgruppe besonders gut auf Augenhöhe. Die IHK hat daher gemeinsam mit der Handwerkskammer das Projekt ‚Ausbildungsbotschafter‘ ins Leben gerufen, mit dem Auszubildende Jugendliche in den Schulen über ihren Ausbildungsberuf informieren und authentisch für eine Karriere mit Lehre werben. Zur Steigerung der Ausbildungsqualität in den Betrieben geben zudem Ausbildungsberater der IHK Hilfestellung.

Die Studie wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes mit Studierenden im Studium zum Lehramt an berufsbildenden Schulen an der Universität Osnabrück erstellt. Die Projektbetreuung lag bei den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Dr. Silke Lange und Anastasia Goncharova.

Quelle: Pressemeldung Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim