IHK-Verkehrsausschuss: Mehr Güter auf den Schienen erfordern schnelleren Streckenausbau
„Durch eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene können wir das Klima schützen. Darum ist es gut, dass es eine Fortsetzung der Gleisanschlussförderung gibt. Aber die Praxis zeigt, dass die Schiene den Anforderungen der Betriebe häufig nicht gerecht wird. Hier ist noch viel zu tun.“ So führte Ulrich Boll, Vorsitzender des IHK-Verkehrsausschusses, anlässlich der jüngsten Sitzung des Gremiums in die Diskussion zu den Perspektiven des Schienengüterverkehrs ein. Es sei daher wichtig, den Zugang der Unternehmen zum Schienenverkehr zu erleichtern. „Zur stärkeren Einbindung in unsere logistischen Prozesse muss der Schienenverkehr künftig flexibler werden und sich noch schneller auf schwankende Transportmengen einstellen“, so Boll weiter.
Zuvor hatte Stephan Bull, Referatsleiter in der Eisenbahnabteilung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), die neue Gleisanschlussförderung des Bundes vorgestellt. „Ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem bisherigen Förderangebot ist, dass jetzt auch der Ersatz von sanierungsbedürftigen alten Gleisanschlüssen inklusive der Anschlussweichen förderfähig ist“, erläuterte Bull die am 1. März 2021 in Kraft getretenen Förderrichtlinie.
„Die Gleisanschlussförderung ist nur eine von zahlreichen Maßnahmen, mit denen der Bund dabei unterstützt, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in unserem Innovationsprogramm ‚Zukunft Schienengüterverkehr‘“, so Bull weiter und verwies auf Ansätze zur besseren Nachverfolgbarkeit im kombinierten Verkehr und die Personaleinsatzplanung mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz.
„Wenn es gelingt, mehr Güter auf die Schiene zu holen, stößt die jetzige Infrastruktur allerdings schnell an ihre Grenzen. Ohne einen schnellen Kapazitätsausbau und eine Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren kann dieses verkehrspolitische Ziel nicht umgesetzt werden“, betonte Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung, Innovation und Umwelt. Vorrangig wären dabei die Beseitigung des Schienenengpasses zwischen Minden und Wunstorf auf der West-Ost-Achse Amsterdam – Osnabrück – Hannover – Berlin sowie nach wie vor eingleisige Abschnitte auf solchen Strecken, die sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr genutzt werden. Beispiele hierfür seien die Emslandstrecke nördlich von Dörpen oder die Strecke Münster – Lünen.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Verkehrsausschuss trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung.
Quelle Pressemeldung von Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim