Internationale Lieferketten werden neu organisiert

Internationale Lieferketten werden neu organisiert

Internationale Lieferketten werden neu organisiert

„Corona hat Schwachstellen in den weltweiten Liefer- und Wertschöpfungsketten offengelegt. Viele Industriebetriebe waren im Frühjahr mit fehlende Waren und Dienstleistungen sowie logistischen Engpässen konfrontiert. Als Reaktion darauf werden die Unternehmen ihre Lieferketten jetzt neu bewerten und dabei bisherige Abhängigkeiten reduzieren“. Dies erklärte Franz-Josef Paus, Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Außenwirtschaft.

„Die Corona-Pandemie ist nur ein Verstärker für die Verletzlichkeit von internationalen Lieferketten. Die jetzt angelaufenen Trends zur Neuordnung sind aber langfristig“, erläuterte Achim Haug, Bereichsleiter Ostasien bei Germany Trade & Invest (GTAI). Corona habe durch ausbleibende Lieferungen, geschlossene Produktionsstätten oder Hemmnisse bei Lieferwegen Anfälligkeiten offengelegt. Langfristig gebe es aber noch weitere Treiber für eine Neuordnung. Dazu zähle u. a. der Handelskonflikt zwischen den USA und China und damit verbundene Strafzölle.

Dieser beschleunige eine Verlagerung der Produktion aus China heraus hin zu anderen Standorten. Hinzu kämen strukturelle Überlegungen wie Kosten, Infrastruktur und Logistik. In einer aktuellen Umfrage der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) geben 38 % der befragten Unternehmen an, vermehrt neue Lieferanten zu suchen, 22 % denken über eine Verlagerung nach.

China ist aktuell der weltweit größte Lieferant von Vorprodukten. Es gebe daher überall auf der Welt Bestrebungen, die Abhängigkeit von China zu reduzieren, erläuterte Haug. Verschiedene Länder förderten sogar die Rückverlagerungen von Produktionen oder lockten Investoren auf ihre Märkte. Beispiele hierfür seien Japan, Taiwan und Südkorea, die durch Anreizprogramme gezielt für eine Rückverlagerung werben würden. Konkret in der Bekleidungsindustrie würden Produktionen aus China unter anderem nach Bangladesch und Vietnam verlagert.

„Globale Wertschöpfungsketten wird es weiterhin geben“, so Achim Haug. Der Protektionismus werde jedoch nicht abnehmen. Deshalb sei es wichtig, internationale Freihandelsabkommen zu nutzen. Welche Chancen sich hier bieten, zeigen unter anderem die beiden 2019 bzw. 2020 geschlossenen Abkommen der EU mit Japan und Vietnam. „Beide Abkommen werden nicht nur wirtschaftliche Impulse durch Zollsenkungen und Handelserleichterungen bringen, sondern sind auch ein starkes Signal für Freihandel“, ergänzte der Ausschussvorsitzende Franz-Josef Paus.

Freihandel sei die Grundlage des jahrzehntelangen wirtschaftlichen Erfolgs Deutschlands und bringe Wohlstand und Wachstum. Bedauerlich sei, dass das System der Welthandelsorganisation WTO, die sich mit der Regelung von Handels- und Wirtschaftsbeziehungen beschäftige, in den vergangenen Jahren ständig geschwächt worden sei. Die unter diesen Umständen geschlossenen bilateralen Freihandelsverträge seien nur eine zweitbeste Lösung.

Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Fachausschuss Außenwirtschaft trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung.

Weitere Informationen: IHK, Frank Hesse, Tel.: 0541 353-110 oder E-Mail: hesse@osnabrueck.ihk.de

Quelle Pressemeldung von  Industrie- und Handelskammer  Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim