In Zukunft nachhaltig: Warum Holz die Baubranche revolutioniert

In Zukunft nachhaltig: Warum Holz die Baubranche revolutioniert

In Zukunft nachhaltig: Warum Holz die Baubranche revolutioniert

Was bedeutet wohlfühlen in den eigenen vier Wänden: Plattenbau-Romantik, kalter Beton? Untersuchungen zeigen, dass Holz integriert im Wohnraum für ein kuscheliges Gefühl sorgt. Doch nicht nur das, denn das Naturmaterial steckt voller Überraschungen: Als CO₂-Speicher mit natürlicher Isolation ist sogar der Griff nach den Sternen möglich.

Hygge im Großstadtdschungel

Der eklatante Wohnraummangel in Deutschland zwingt Stadtplaner, potentielle Immobilienbesitzer und die Bauindustrie zum Umdenken. Statt Stein auf Stein wird immer häufiger Fertig-Manier geschaffen. Was in den USA längst jahrzehntelang gebräuchlich ist, etabliert sich erst allmählich der Bauindustrie in Deutschland: Holz-Fertigbauweise.

Das Naturmaterial hat viele Vorteile: extreme Langlebigkeit, wasserabweisend, schallschluckend und natürlicher Isolator. Dazu kommen sensorische Vorteile, wie beispielsweise das Gefühl von Gemütlichkeit.

Der natürliche Baustoff als echter CO₂-Fänger

Immer mehr Städte haben ein gefährliches und stinkendes Problem: einen hohen CO₂-Fußabdruck. Rechtlich dafür sind nicht nur die Straßenkonzepte, sondern häufig die Gebäudematerialien und fehlenden Grünanlagen. Besteht eine Fassade überwiegend aus Beton, Sandstein oder Glas, kann sie nur wenig bis gar kein CO₂ speichern und damit für eine verbesserte Luftqualität sorgen.

Köln hat beispielsweise einen der höchsten CO₂-Fußabdrücke mit mehr als 69 Megatonnen. Berlin liegt mit ca. 33 Megatonnen weit dahinter. Damit die Städte künftig deutlich mehr Lebensqualität aufweisen, herrscht reges Umdenken. Immer mehr Fassadenteile aus Holz werden in neue bzw. sanierte Bauten integriert, mit großem Erfolg. Schließlich kann das Naturmaterial auch, wenn es bereits gefällt wurde, weitere Jahre CO₂ binden und damit zum Aufatmen im Großstadtdschungel beitragen.

Je liebevoller Holz gepflegt wird, desto besser sind seine positiven Materialeigenschaften. Zur regelmäßigen Pflegeroutine sollte das Auftragen von Holzöl außen gehören, um beispielsweise Risse in der Oberflächenstruktur oder das Ausbleichen zu verhindern. Durch das Öl wird das Holz mit wertvollen Pflegestoffen versorgt und kann auch weiterhin CO₂ ähnlich wie in einem Schwamm speichern.

Gesundes Wohnklima durch Holz

München war einer der Vorreiter, wenn es um ökologische Bauweise mit nachhaltigem Effekt geht. Im Prinz-Eugen-Parks wurden beispielsweise mehr als 550 Wohnungen aus Naturmaterial mit Hybridlösungen geschaffen. Verbaut wurden zahlreiche Holzarten im Außen- und Innenbereich, abhängig von den geplanten Beanspruchungen. So befinden sich auf dem Gelände beispielsweise ebenso zwei Kindertagesstätten, die ganz im natürlichen und nachhaltigen Look gestaltet sind. Hier können die kleinen Entdecker Holz hautnah erleben und das Klima und den ganz eigenwilligen Duft nach Natur genießen. Damit auch hier die positiven Materialeigenschaften erhalten bleiben, wird regelmäßig Holzöl innen (in gemeinschaftlicher Arbeit) aufgetragen.

Baden-Württemberg geht sogar noch einen Schritt weiter und initiiert eine eigene Holzbau-Offensive. Die Regierung des Bundeslandes fördert vor allem klimafreundliche Holzbauten, die das Stadtbild verschönern und einen Trend in klimagerechte Baukultur setzen. Als Vorbild dient das mehr als 1.400 Jahre alte Holzgebäude in Esslingen. Noch immer strotzt es widerstandsfähig Wind und Wetter und bietet ein wohltuendes Raumklima.

Um künftig noch mehr Holzgebäude im Bundesland anzusiedeln, stehen verschiedene Förderoptionen zur Verfügung. Bis 2023 sollen mehr als 10,5 Millionen Euro an verschiedene Projekte ausgegeben werden. Neben monetärer Unterstützung gibt es auch praktische Unterstützung, beispielsweise durch Beratungsscheine für Holzbau-Experten oder in Form von Weiterbildungen zu Holzbauthemen.

Dass Holz sogar bei der Errichtung von Hochhäusern erfolgreich genutzt werden kann, zeigt der Blick nach Norwegen. Hier steht ein 18-stöckiges Hochhaus in Brumunddal, das 2019 nach zweijähriger Bauzeit mit 85,4 m als offiziell Holzhochhaus fertiggestellt wurde. Auch in Deutschland wurden bereits erste Hochbau-Experimente mit dem Naturmaterial durchgeführt. Architektur-Professor Alexander Stahr gewann mit seinem „Z8“, einem fünfgeschossigen Geschäfts- und Wohnhaus in Leipzig, den Architekturpreis der Stadt im Jahr 2019 und will künftig noch weiter hoch hinaus.

In Berlin soll schon bald mit fast 100 Meter das größte Holz-Hochhaus stehen, die seien durch das norwegische Architekturbüro „Mad architekter“. Geht es nach den Stadtplanern, soll das nur der Anfang sein, um den CO₂-Fußabdruck der Bundeshauptstadt deutlich zu reduzieren.

Die Nutzungsmöglichkeiten von Holz bei Hochhausprojekten unterstützen einen neuen Trend in der Wohnraumgestaltung: hoch statt breit bauen. Der Platzmangel in Großstädten und Ballungsregionen ist allgegenwärtig, sodass bautechnische Raffinesse und Kreativität gefragt sind. Holzhochhäuser könnten die Antwort auf die dringend zu lösenden Klima- und Wohnraumfragen sein und künftig noch mehr so manches Stadtbild prägen.